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   Roland Exner

Das bleierne Schweigen einer Stadt

"Wer Täter ehrt, mordet die Opfer noch einmal"

Dies hier handelt nicht von jungen Nazis, die vor Ort mit ihren Parolen hausieren gehen. Es handelt von dem braunen Schmutz, der oben in der Gesellschaft schwimmt... der sich versteckt und im Geheimen agiert. Und ich habe da eine "Todsünde" begangen. Ich habe, wenn auch nur für kurze Zeit, den geheimen braunen Sumpf sichtbar gemacht. Vielleicht ist es nicht unbedingt ein tiefbrauner Sumpf. Es wird alles vertuscht, was den üblen Geruch der "herrschenden" Kaste ausmacht... Den "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) mit seinen Morden könnte man im weiteren Sinne hier auch dazurechnen. Nicht den NSU selber, nicht seine Taten, sondern die Tatsache, dass er sich so viele Jahre in dieser Gesellschaft wie ein Fisch im Wasser bewegen konnte... durfte... Erst als eine Polizistin erschossen wurde, lief das Fass über und der NSU war am Ende...

Das "Erlebnis", um das es hier geht, liegt ein paar Jahrzehnte zurück... Am 21. Juli 1988 kam der damalige Ärztepräsident Prof. Dr. Sewering ins Fränkische Lichtenfels und wurde dort mit allen Ehren herumgereicht. Ein Mann, der in der Nazizeit als Arzt durch Überweisungen in bestimmte Heime an "diskreten" Morden mitgewirkt hat... (Mord durch falsche Medikamente, unzureichende Ernährung, erniedrigende "Behandlungen" usw.)

Ich schrieb damals in der Region regelmäßig Presseberichte, und ich wollte gern auch den Besuch des Herrn Sewering kommentieren. Die drei Zeitungen vor Ort ignorierten das - ich ließ 3000 Flugblätter drucken und verteilte sie in dem 12.000-Seelen-Ort. Höhepunkt des Besuchs des Herrn Prof. Dr. Sewering war eine Vortragsveranstaltung im Festsaal der Sparkasse Lichtenfels. Dort war auch die Prominenz der Region geladen, die Spitzen der Parteien, Vereine, Richter, ausländische Gäste. Auch vor der Sparkasse verteilte ich zusammen mit einer Bekannten diese Flugblätter, und wir durften dann die heiligen Hallen nicht betreten; wir bekamen Hausverbot für die Dauer der Veranstaltung...

Mit dieser Aktion wollte ich Partei ergreifen für die Opfer, die von den Nazis ermordet wurden. Dass ich zugleich alle, die sich in der Gesellschaft "oben" fühlten, bloß gestellt und gedemütigt habe, war mir in dem Moment gar nicht bewusst. Ich wurde wohl als Nestbeschmutzer identifiziert, wo in Wirklichkeit plötzlich der verborgene Schmutz sichtbar wurde. Die Presse hatte etwa zehn Jahre zuvor über Sewering berichtet, ich hatte nichts Neues verbreitet. Aber das hier störte eine doppelbödige Theatervorstellung, platzte mitten hinein in die Schmierenkomödie, machte sichtbar, dass die permanente, schon Jahrzehnte andauernde Vergangenheitsbewältigung zugleich ein Tabu-Thema war, und zwar dann, wenn es hautnah wurde. Ein Tabu, das umso stärker und gewaltiger wirkt, je mehr es den Zwiespalt offiziellen Handelns offenbart.

Mir war damals wahrscheinlich nicht so recht klar, was da passierte. Ich war einfach nur fassungslos und musste das irgendwie verarbeiten. Eine junge Frau, sie war damals Vorsitzende oder stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union (evtl. von Oberfranken) sagte, als ich ihr ein Flugblatt in die Hand drückte: "Ich finde es gut, was du hier machst. Aber sie werden sich rächen." Sie hatte recht behalten. Zumal Amtsrichter Zettel schon einige Zeit zuvor in anderem Zusammenhang, in einer Antwort auf einen Leserbrief von mir u. a. erklärt hatte: "Wer anders argumentiert, muß sich die Vermutung gefallen lassen, eben doch »klammheimliche Freude« zu empfinden, wenn andere für das vermeintlich gleiche Ziel wie er, Gewalt verüben. Dann aber muß er sich auch sagen lassen, daß er die politische Kultur und die Fundamente unseres staatlichen Zusammenlebens angreift und sich selbst ins Abseits stellt..." (siehe unter "Buchecke"  "Alte Fetzen", Seite 8: Wenn Politiker reden... - Antwort auf meinen Leserbrief im OT vom 26. 11. 1986).

Im folgenden das damals verteilte Flugblatt, dann eine Kopie aus dem Obermain Tagblatt: Ein Herr Wegener, wie ich damals freier Presseberichterstatter, verbreitete per Kommentar die öffentliche Lüge des Herrn Sewering... Daraufhin verteilte ich noch einmal 3000 Flugblätter, siehe weiter unten, das zweite Flugblatt.

1. Flugblatt:

Roland Exner, Gartenweg 3, 8620 Lichtenfels

Prof. Dr. Sewering und die Euthanasie

Die CSU hat, so steht in der Zeitung, einen prominenten Redner "gewonnen": Senator Prof. Dr. Hans Sewering wird heute um 20 Uhr im Konferenzsaal der Sparkasse einen Vortrag über Gesundheitspolitik halten. Um 15 Uhr wird der allerhöchste medizinische Besuch das Kreiskrankenhaus Lichtenfels beehren. Sewering ist in der Tat Experte mit langer Karriere. Am 1. November 1933 wurde er Mitglied der SS; ein paar Monate später trat er der NSDAP bei. 1942 wurde Sewering Assistenzarzt im Tuberkulose Hilfskrankenhaus in Schönbrunn bei Dachau, zugleich auch die "Pflegeanstalt für geistig und körperlich Erkrankte". Hier waren meist Schwachsinnige und Epileptiker untergebracht, darunter viele Kinder und Jugendliche. Fast jeder zweite Patient der Pflegeanstalt Schönbrunn wurde in der Zeit zwischen 1940 und 45 in die Heil und Pflegeanstalt Eglfing Haar bei München verlegt und dort durch Hungerkost und Medikamente diskret getötet. Eine Verlegung von Schönbrunn nach Eglfing Haar war praktisch ein Todesurteil. Auch Dr. Sewering hat solche Verlegungen veranlaßt. Eines dieser "ärztlichen Zeugnisse" ist mit der Unterschrift von Dr. Sewering im SPIEGEL Nr. 21/1978 auf Seite 88 abgebildet: Da Babette F. "sehr unruhig wird, ist sie für Schönbrunn nicht mehr geeignet; sie wird in die zuständige Heil und Pflegeanstalt Eglfing Haar eingewiesen. Schönbrunn, den 26. Oktober 1943..." Zitat aus dem SPIEGEL: "Ist es denkbar, daß Sewering damals, anders als die Schwestern und viele der Patienten in Schönbrunn, nicht wußte, was eine solche 'Verlegung' nach Eglfing Haar bedeutete?" Natürlich wußte Sewering nichts, wie ja auch seine Mitgliedschaft in der SS nur dem Reitsport diente. Niemand hat etwas gewußt... und passiert ist wohl eigentlich auch nichts... Herzlich willkommen, Herr Sewering. Über Gesundheitspolitik werden Sie trotz allem wohl etwas wissen. Vor allem, wie man damit Geld macht.

Am 25. Juli 1988 erschien im Obermain Tagblatt auf Seite 3 ein ganzseitiger Bericht über den Besuch des Professor Doktor Sewering in Lichtenfels, mittendrin ein kleiner, aber deutlich sichtbarer Kommentar über mein Flugblatt. Dieser Kommentar ist ein Dokument öffentlicher und öffentlich "gepflegter" Lüge. Besonders bemerkenswert: Sewering verteidigt sich nicht mit dem „Argument“, mit dem ihn die deutsche Justiz „rein gewaschen“ hat, nämlich, dass er angeblich nicht gewusst hatte, was mit den Patienten geschah, die er in das Todesheim überwies. Was das Gericht damals „im Namen des Volkes“ zu glauben vorgab, mochte er dem „Volk“ in dem Festsaal offenbar nicht auftischen.

2. Flugblatt:

Die Kumpanei der Lügner

Ein Nachtrag zum Auftritt von "Ärztepräsident" Sewering in Lichtenfels

Am Freitag, den 22. Juli, verkündete "Ärztepräsident" Sewering bei einer CSU Veranstaltung über "Gesundheitspolitik" im Konferenzsaal der Kreissparkasse Lichtenfels die Lüge des Jahres: Er habe in der Nazizeit nie etwas mit der Tötung kranker und wehrloser Patienten zu tun gehabt. Diese Vorwürfe seien vom erzbischöflichen Ordinariat Bamberg "eindeutig widerlegt" worden. Beim erzbischöflichen Ordinariat in Bamberg zeigte man sich bei verschiedenen mündlichen Anfragen verwundert, wieso man in Verbindung mit Vorgängen in einem Krankenhaus in Schönbrunn bei Dachau gebracht wurde. Man wisse von nichts. Meine schriftliche Anfrage blieb unbeantwortet.

Die ganze Prominenz aus der hiesigen deckte bei der Veranstaltung die Lüge. Niemand fragte nach, wie denn die Vorwürfe "eindeutig widerlegt" wurden. Der Zeitungsberichterstatter Wegener (Kürzel We) half den verlegenen Veranstaltern besonders eifrig: Er zitierte zwar mein Flugblatt, unterschlug aber wohlweislich, daß der SPIEGEL seinerzeit ein Dokument veröffentlicht hatte, das die Unterschrift Sewerings trug. Die Vorwürfe eindeutig widerlegen könnte Sewering oder irgendein kirchliches Ordinariat nur durch den Nachweis, daß die Unterschrift des Dokuments gefälscht sei. Bei diesen Vorgängen muß man sich vor Augen halten, daß die Politiker, die sich "christlich" nennen, und die Kirche, die doch angeblich Jesus Christus folgt, die öffentliche Lüge decken. Was würde Jesus wohl dazu sagen? Damals, als Senator Prof. Dr. Hans Sewering seine Karriere begann, wurden die Massenmorde durch die öffentliche Lüge erst möglich. Was ist bei uns möglich, wenn die Lüge so gemeinschaftlich gedeckt wird?

 

Antwort, etwa 30 Jahre später: zum Beispiel das langjährige "Wirken" des sogenannten "Nationalsozialistischen Untergrunds"...   Und hier ergibt sich im Jahre 2015 auch noch eine interessante Parallele, nämlich die Aussage von Beate Tschäpe, der in der "Öffentlichkeit" die Mitgliedschaft in dem NSU nachgesagt wird: Sie war während der über zehn Jahre währenden Mordserie von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die "Terrorbraut". Im Dezember 2015 sagte sie erstmals aus. Die eher gesellschaftskritisch eingestellte "taz" kommentierte:

 „In der Rolle der schwachen Frau - Was für eine Inszenierung: Nachdem sie zweieinhalb Jahre lang geschwiegen hat, stilisiert sich Beate Zschäpe zum Opfer. Zur schwachen Frau, die emotional von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos abhängig war, die von den zehn Morden, die dem NSU zur Last gelegt werden, immer erst im Nachhinein erfuhr und die aus Hilflosigkeit nichts unternehmen konnte. Das ist – besonders für die Angehörigen der Opfer – schwer auszuhalten. Doch es gehört zu einem Rechtsstaat, dass Angeklagte schweigen und auch lügen dürfen, um die eigene Haut zu retten.

Berliner Kurier: "Sie lügt, wie aus der Pistole geschossen"

BZ: "Nichts gesehen, nichts gehört und nicht einmal NSU-Mitglied gewesen"

 Was wirklich gewesen ist, weiß ich nicht, wie diese Frau zu beurteilen ist, noch weniger. Was ich aber sicher weiß, ist, dass sie freigesprochen werden müsste -  würde man die gleichen Maßstäbe anlegen wie bei dem damaligen "Ärztepräsidenten" Dr. Sewering. Er habe nicht gewusst, dass eine Überweisung in die "Pflege"-Anstalt Eglfing-Haar ein Todesurteil war: Die Patienten verhungerten dort, Kinder wurden mit Überdosen von Schlafmitteln getötet... Noch einmal die BZ:: "Nichts gesehen, nichts gehört und nicht einmal NSU-Mitglied gewesen"   - "...nicht einmal NSU-Mitglied gewesen" passt hier natürlich nicht. Stattdessen einsetzen: "Nicht einmal SS-Mitglied gewesen" ? Nein, passt auch nicht. Dass er SS-Mitglied gewesen sei, bestritt Dr.Sewering nicht. Aber: das sei nur wegen des Reitsports gewesen...

 


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In Berlin Buch erschien 2005 eine Broschüre, die sich genau mit demselben Thema befasst: Ärzte, die in der Nazi-Zeit wehrlose Patienten in den Tod geschickt haben, Herausgeber Albatros e. V. , Redaktion »Bucher Bote«:

Aus dieser Broschüre ein Zitat, das zum ehemaligen Ärztepräsidenten Prof. Dr. Sewering passt wie die Faust aufs Auge:

Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal

"... warum vergisst ein Mediziner den Eid des Hippokrates? Warum vergisst er Moral und Ethik? Was lässt ihn an dieser Menschen mordenden Maschinerie teilnehmen? Die Ausrede, der Forschung zu dienen, reicht hier nicht als Antwort. Und auch das Argument, dass diese Ärzte aus Angst um ihr eigenes Leben so gehandelt haben, finde ich nicht bestätigt. Im Gegenteil - je tiefer ich Einblick nehmen konnte in die Vorgehensweise, desto grausamer und kaltblütiger stellten sich die Täter dar. Sie diffamierten die Patienten aus Schwäche, weil diese ihnen ihr eigenes Unvermögen vor Augen führten. Die Ärzte wollten nicht länger nur diagnostizieren, sie wollten endlich (be)handeln...

Ernst Klee bringt es nach jahrzehntelanger »Euthanasie«-Forschung auf den Punkt: Die deutsche Psychiatrie wurde von den Nazis nicht missbraucht. Die deutsche Psychiatrie brauchte die Nazis. Ein weiterer Punkt, der mich sehr berührt, ist die »Ehre«, die vielen der Verbrecher nach 1945 zuteil wurde. Ein Deckmantel des Schweigens wurde ausgebreitet, der es den Ärzten möglich machte, ihren Berufen unbehelligt nachzugehen, wie ein weiteres Zitat Ernst Klees belegt:

Täterschutz galt bis zum Tode:

Die Todesanzeige der Ärztekammer Niedersachsen für D. med. Klaus Endruweit, zum Vergasen in der Anstalt Sonnenstein in Pirna eingesetzt: »Wir werden seiner ehrend gedenken.«

Die Todesanzeige der Klinik Wunstorf 1983 für Hans Heinze, den ehemaligen Leiter der größten Kindermordstätte der NS-Zeit: »Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.«

In der Todesanzeige der Universität Kiel für Prof. Werner Catel, verantwortlich für den Kinder-Massenmord, heißt es, er habe »in vielfältiger Weise zum Wohle kranker Kinder beigetragen.«

Die Traueranzeige der Psychiatrischen Universitätsklinik Düsseldorf für Prof. Friedrich Panse gipfelt in dem Satz: »Ein Leben der Arbeit im Dienst leidender Mitmenschen ist vollendet.«
Panse war T-4-Gutachter; d. h. er gutachtete Patienten in die Gaskammer.

Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal.

SABINE HOHMANN, ET03-Thema: Menschenbild Psychiatrie/Täter"


Zum Schluss noch ein Bericht aus der Berliner Zeitung vom 24.3.2011, Fettdruck im Text von mir, der Blau-Druck im Klammern wurde von mir eingefügt

„Zu spät zur eigenen Schuld bekannt”

Ärztekammer-Präsident Hoppe stellt NS-Studie vor VON KATJA TICHOMIROWA

BERLIN. Am Anfang stand ein Zufallsfund. Beim Umzug der Bundesärztekammer nach Berlin fand man eine Reihe von Dokumenten über jüdische Ärzte, denen 1938 die Approbation entzogen worden war. „Wir wussten wenig über diesen Personenkreis", sagte Jörg-Dietrich Hoppe gestern in Berlin und versicherte, ihm sei es Zeit seines Amtes als Präsident der Bundesärztekammer ein Anliegen gewesen, diese Wissenslücken zu schließen. Einen Beitrag dazu soll nun die gestern von Hoppe vorgestellte Studie „Medizin und Nationalsozialismus" leisten. Die Anfänge der Aufarbeitung und Forschung seien zögerlich gewesen, erklärte Robert Jütte, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch-Stiftung in Stuttgart und Mitautor der Studie. Die deutsche Ärzteschaft habe sich lange Zeit schwer damit getan, ihre jüngere Vergangenheit aufzuarbeiten. Es habe dazu auch des „Drucks von innen und von außen" bedurft, so Jütte. Inzwischen aber sei eine Fülle einschlägiger Literatur vorhanden, die ihrerseits ein Problem darstelle. „Kaum jemand übersieht noch die gesamte Bandbreite der Forschung auf diesem Gebiet." Mit dem jetzt vorgestellten Buch soll deshalb der Versuch unternommen werden, „die Wege der wissenschaftlichen Annäherung an diesen Themenkomplex in knappen Strichen nachzuzeichnen." Es sind also keine grundlegend neuen Erkenntnisse von der Studie zu erwarten, sondern vielmehr Handreichungen für eine interessierte Öffentlichkeit. Die Studie schließt so weniger eine Wissens- als eine Wahrnehmungslücke. Nach Jahrzehnten des Zögerns ist sie ein Beitrag der ärztlichen Standesvertretung in eigener Sache. Jörg-Dietrich Hoppe fand für den anfängliche Widerstand der Ärzteschaft gegen eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte denn auch schärfere Worte: Die deutsche Ärzteschaft habe sich nach dem Krieg erst spät, „zu spät zu der Schuld von Ärzten im Nationalsozialismus bekannt", eine wirkliche Auseinandersetzung mit den von Ärzten begangenen Verfehlungen und Verbrechen habe es bis weit in die 70er Jahre hinein nicht gegeben. Erst Ende der 80er Jahren sei mit Karsten Vilmar der erste „unbelastete Präsident der Deutschen Ärztekammer" bereit gewesen, das Thema aufzugreifen. (Meine Flugblätter verteilte ich im Juli 1988!) Übersieht man den Organisationsgrad der deutschen Ärzteschaft von 1933 bis 1945, wird deutlich, warum man „das Thema" mit dem Nürnberger Ärzteprozess 1946 gern als abgeschlossen betrachten wollte. Knapp 45 Prozent der deutschen Ärzte gehörten der NSDAP an, in einzelnen Regionen Deutschlands, so zum Beispiel im Rheinland, lag der Anteil der Parteimitglieder mit 56 Prozent noch darüber.